Denis Asimovich

Der Tag des Triumphes. 2. Teil

09 Apr 2010 Artikel
Witalij Rodionow, Mitglied des Verbandes der belorussischen Komponisten

   Die Musik von Denis Asimowitsch ist mehrschichtig: wenn sie erhaben, seelisch ist, ist sie an Gott  gewandt, wenn sie intim und lyrisch ist, ist sie an den Menschen gerichtet, wenn sie aquarell ist, ist sie hell, rein, luftig, klar, wenn sie malerisch ist, ist das entweder Serow’s Vergeistigung, die Schönheit des glücklichen Lebens, oder Wrubel’s Tiefe, die Tiefe der Tragödie.  Alle diese Schichten sind auf zwei wichtigen Eigenschaften der Musik gegründet: Kammerheit und Offenherzigkeit. In ein ganzes Gefühl gebunden, gründen sie das, was wir als Herzlichkeit nennen. Dadurch stützt die ganze Konstruktion des musikalischen Tempels von Denis Asimowitsch auf die Arkaden Gott-Mensch und Helle-Dunkel.


   Wie viel Eleganz, rührende Schlichtheit hat die Miniatur "Die Lerche"! Nicht zufällig ist sie der Mutter Galina Michajlowna gewidmet, deren Sorge um den Sohn nicht einzuschätzen ist.
Im romantischen Schlüssel sind Elegie und das Stück "Zum Adenken an Antonio Lauro" komponiert. Ihre aufgeregte Lyrik erweckt bei uns edle Gefühle.


   Den Diptich "Zum Andenken von Tscheslaw Drosdewitsch" gründen der traurige Choral und die heftige "Luft" – so reagierte Denis auf den frühzeitigen Tod des polnischen Gitarristen, des Leiters der internationalen Wettbewerbe in Krakau. Tscheslaw Drosdewitsch fand in Denis einen feinen und ernsten  Gitarrespieler. In dieser Zeit, als dieses Werk komponiert wurde, wunderte es mich, mit welcher seelischen  Feinfühligkeit, mit welchem echten Mitleid Denis seine Gefühle zu diesem hervorragenden Menschen und Musiker ausgedrückt hat. Vielleicht schon damals in der Zeit seiner frühen Jugend beunruhigten den Jungen die Fragen des Todes.


   Es ist noch ein musikalisches Stück mit tragischem Inhalt zu betrachten. Es geht um "Wermut". Hier ist das schreckliche Unglück des belorussischen Volkes nach der Tschernobyl-Katastrophe dargestellt.
In dieser Musik sind Erschütterung und Entsetzen eingeprägt: die Uhr ist stehen geblieben! Aber wir, die Lebenden, hören den schweren Schritt des Nichtseins. Uns bleibt nichts anderes übrig als in tiefer Trauer zu erstarren.
Wie kein anderer spürte Denis den kalten Atem des Todes. Die menschliche Tragödie und  Not ließen Narben an seinem Herzen.


   Schließlich ist die Zeit der Partita "Jesus Christus" gekommen!
   Wir hatten damals viel über Religion, über Gott gesprochen.
Als sehr gläubiger Mensch wandte sich Denis zur Gestalt des Retters. Die Idee der Partita war, alle Etappen Seines Lebens zu prägen. So entstanden in der Partita drei Kapitel: 1. "Garten Gethsemane"; 2. "Auf dem Berg der Umgestaltung"; 3. "Der Tag des Triumphes".
Stellen Sie sich die unruhige Atmosphäre im Garten Gethsemane vor. Es ist Nacht. Überall keine Menschenseele. Jesus Christus betet den Vater ihn in der Todesangst zu stärken. Die Jünger sind eingeschlafen.
Judas hat den Lehrer für 30 Silberlinge verraten.
Alle haben Christus verlassen. Vor ihm liegt der Tod am Kreuz.


    Die Gitarre drückt die Verwirrung des Geistes aus, die im Raum der Einsamkeit und Traurigkeit zunimmt, die sich seinerseits in der unbegrenzten Ruhe verliert. So ein kompliziertes Gefühl! Die Einsamkeit, die Gleichgültigkeit der Menschen, Untreue, der annähernde Tod – all das ist solchem Zustand ähnlich, in dem sich Denis befand, als er an der Partita gearbeitet hat! Wahrscheinlich deswegen ist das erste Kapitel so äußerst ausdrucksvoll?
Auf dem Berg der Umgestaltung sahen drei Jünger das strahlende Antlitz von Christus, und seine Kleider waren weiß und hellglänzend. Diese Herrlichkeit ist durch intensive, tragende Musik der Gitarre dargestellt. Wenn im ersten Kapitel das drückende Dunkel überwiegend war, herrscht hier das Helle!


   Am Tag des Triumphes ist das Herabkommen des Heiligen Geistes und die Auferstehung von Jesus Christus. Es klingt die Hymne der Freude, des Sieges des Lebens über den Tod, und nach dem allgemeinen Jubeln kommt  die herzliche Freude eines Menschen. Das dritte Kapitel endet sich mit Hymne-Zug. Mächtige Gitarreakkorde verkörpern den ruhigen, frohen Anstieg der einzelnen Menschen und der ganzen Menschheit zu Gottes Thron. Zusammen mit Christus erheben sie sich zur Unsterblichkeit. Zusammen mit Christus schaffen sie den beispiellosen Akt des Triumphs des Geistes.


  Denis Asimowitsch ist im Alter von 33 Jahren gestorben, im Alter des von ihm geliebten Christus. Er verehrte Ihn, er hat Ihm sein bedeutendstes Musikwerk gewidmet.
Das Leben von Denis ist das Vorbild des Dienens der Gitarre, der Musik, der hohen Kunst, der rückhaltlosen Ergebenheit dem Sohn Gottes. Denis war der Sänger der Trauer, des Leidens, aber auch der Freude, weil er die Freude der Schaffens, des Sieges in Wettbewerben, die Freude des Schülers des weltbekannten Musikers, die Familien - und Freundschaftsfreude kennen gelernt hat. Er hat auf der Erde kaum Glück gehabt, als sich seine helle Seele zum Himmel erhoben hat!

Und so ist für Denis Asimowitsch der Tag des Triumphes gekommen!

 

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